Employee Experience – Erfahrungen des Personals mit dem Unternehmen

HR-Wissen
Marvin Mändle
17.6.2024

In Zeiten von Home Office hat sich für viele Menschen geändert, wie gearbeitet wird. Darum wird in der modernen Arbeitswelt die "Employee Experience”, also die Mitarbeitererfahrung, zunehmend zu einem zentralen Thema für Unternehmen jeder Größe und Branche. Hierbei geht es um weit mehr als nur die Zufriedenheit am Arbeitsplatz: Eine positive Employee Experience beeinflusst nicht nur das Engagement der Mitarbeitenden, sondern auch die Produktivität, die Mitarbeiterbindung und letztlich den gesamten Unternehmenserfolg

Doch ist Employee Experience wirklich relevant? Welche Facetten der Arbeitswelt subsumiert dieser Begriff unter sich, welche Stationen durchläuft die Employee Experience und wie kann sie optimiert werden, um Vorteile für den Unternehmenserfolg zu nutzen? Alle Informationen über Relevanz, Ablauf, Optimierung und Vorteile der Employee Experience hat Crewting, die Plattform für hybrides Arbeiten, hier zusammengefasst!

Was ist Employee Experience – eine Definition

Was bedeutet Employee Experience nun also? Mitarbeiter Experience beinhaltet alle Interaktionen, Eindrücke und Emotionen, die Mitarbeiter:innen mit dem Unternehmen sammeln und erfahren. Das fängt beim Onboarding an, beinhaltet tägliche Aufgaben und Prozesse und geht bis zum Austritt aus dem Unternehmen. Im Endeffekt spielt Employee Experience also über die komplette Zeit, in der ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin Teil des Unternehmens ist, eine zentrale Rolle – was sie zu einem wichtigen Element für Mitarbeiterzufriedenheit, Mitarbeiterbindung und Employee Engagement macht. 

Im Sinne des Employee Experience Managements wird daher versucht, alle Berührungspunkte von Mitarbeiter:innen im Unternehmen günstig zu beeinflussen, um die Employee Experience positiver zu gestalten, beispielsweise über Personalentwicklungsmaßnahmen oder Strategien zur Mitarbeitermotivation. Durch gezielten Einsatz solcher Maßnahmen sorgt das Employee Experience Management dafür, dass Mitarbeitende positive Erfahrungen machen, vom Bewerbungsprozess bis hin zum Ausstieg aus der Firma. 

Das Employee Experience Management verfolgt im Wesentlichen drei Ziele:

  • die Schaffung eines positiven Arbeitsumfeldes,
  • die Steigerung der Produktivität aller Mitarbeitenden und
  • die erfolgreiche Bindung der Belegschaft.

Akteur:innen & Bereiche der Employee Experience

Die Employee Experience muss von allen Mitarbeitenden als positiv wahrgenommen werden, damit sie einen langfristigen Effekt hat. Hierfür lohnt es sich, sich im Klaren zu sein über die Bereiche und Akteur:innen, die für das Employee Experience Management relevant sind.

Bereiche der Mitarbeiter Experience

Grundlegend lassen sich drei Bereiche identifizieren, die wichtige Auswirkungen auf die Employee Experience haben: Kultur, Technologie und das Arbeitsumfeld.

  • Kultur: Die Kultur eines Unternehmens definiert sich primär durch dessen Werte, Verhaltensweisen und Grundhaltungen. Hinzu kommt der interpersonelle Umgang innerhalb des Unternehmens. Mitarbeiter:innen beurteilen den Führungsstil, die strukturelle Organisation des Unternehmens und das allgemeine Betriebsklima. All diese Faktoren können das Engagement und die Motivation der Belegschaft sowohl fördern als auch hemmen und spielen somit eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer positiven Employee Experience.
  • Technologie: Wenn veraltete Hardware und Software verwendet werden muss, kann dies ein effizientes Arbeiten behindern und zu Frustration bei Mitarbeitenden führen. Für die Employee Experience ist daher entscheidend, dass alle Abteilungen technologisch auf dem neuesten Stand sind. Von aktuellen Betriebssystemen über digitale Zeiterfassungssysteme bis hin zu Tools für Videokonferenzen – moderne und intuitiv bedienbare Technologien tragen erheblich zu einer verbesserten Mitarbeitererfahrung bei.
  • Arbeitsumfeld: Zuletzt steigert auch ein ansprechendes Arbeitsumfeld die Motivation, Konzentration und Produktivität der Mitarbeitenden. Modern gestaltete Bürogebäude mit Klimaanlagen sowie großen Fenstern, die natürliches Licht hereinlassen, eine gute Kantine und Ruheräume schaffen eine wesentlich angenehmere Arbeitsatmosphäre als dunkle, sterile Kellerbüros. Zudem trägt die Möglichkeit, flexibel zwischen verschiedenen Arbeitsplätzen zu wählen und bei Bedarf auch von zu Hause aus zu arbeiten, zur Steigerung von Zufriedenheit und Effizienz bei, was der Employee Experience zugute kommt.

Akteure der Employee Experience

Mitarbeiter Experience wird im Wesentlichen von der HR getragen – aber nicht gänzlich. Gerade bei der Umsetzung braucht es die Unterstützung von vielen weiteren Personen im Unternehmen. Jacob Morgan, Experte für Employee Experience, verweist daher auf die folgenden Akteur:innen, die eine wesentliche Rolle in der Employee Experience spielen: Die Geschäftsführung für die Erstellung von Zielen und deren Kommunikation an das Personal, die HR-Abteilung zur generellen Umsetzung und kontinuierlichen Anpassung der Strategie und die Teamleiter zur Förderung des Personals und zur Umsetzung der Ziele, die die HR-Abteilung gesteckt hat.

Relevanz von Employee Experience 

Welche Bedeutung hat Employee Experience wirklich? Für sich betrachtet sorgen Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung (wie beim Employee Engagement) für ein kurzfristiges und singuläres Ansteigen der Motivation. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dies müsse auch für die Mitarbeiter Experience gelten. Doch weit gefehlt: Die Employee Experience schafft langfristig positive Berührungspunkte zwischen einem Unternehmen und seinen Mitarbeitenden, wodurch sich nicht nur die Zufriedenheit einer Person, sondern aller Mitarbeitenden steigert – genauso wie die Arbeitsleistung.

Davon profitieren Unternehmen auf vielfältige Weise: Laut Jacob Morgan machen Arbeitgeber, die in die Employee Experience ihrer Belegschaft investieren, etwa den fünffachen Gewinn. 40 % dieser Unternehmen melden zudem eine erhöhte Produktivität und Kundenzufriedenheit, da diese von motivierten Mitarbeitenden betreut werden. Und obwohl 8 von 10 Geschäftsführungen die Employee Experience für wichtig oder sehr wichtig halten, glauben nur 20 %, genug dafür zu tun, etwa durch gelungenes Employer Branding.

Die 5 Phasen der Employee Experience 

Die Employee Experience eines Unternehmens durchläuft im Wesentlichen fünf Schritte: die Anstellung, das Onboarding, die weitere Entwicklung, die Bindung an das Unternehmen und zuletzt den Austritt.

  • Anstellung: Hier dreht sich alles um die Effizienz und den Ablauf des Bewerbungs- und Einstellungsprozesses. Typische Fragestellungen sind hierbei, wie verständlich und wie attraktiv für passende Bewerber:innen die Stellenanzeige war oder wie der Bewerbungsprozess vonseiten der Bewerber:innen wahrgenommen wurde.
  • Onboarding: Das Onboarding dient dazu, neue Mitarbeiter:innen einzuarbeiten und mit den Prozessen und Tools des Unternehmens vertraut zu machen. Hierbei muss eine Balance zwischen Geschwindigkeit des Onboardings und Wohlbefinden des Neuzugangs gefunden werden.
  • Entwicklung: Im weiteren Verlauf des Beschäftigungsverhältnisses gewinnen alle Mitarbeiter:innen neue Fähigkeiten und entwickeln diese in einer interindividuell unterschiedlichen Geschwindigkeit. Aufgabe des Unternehmens ist es, regelmäßig die Möglichkeit zu bieten, weiterführende Erfahrungen zu sammeln, um das Personal bei seiner Weiterentwicklung zu unterstützen. 
  • Bindung: Ein Unternehmen muss viel Geld aufwenden, um Mitarbeiter:innen zu ersetzen, die kündigen. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist es daher sinnvoll, eine langfristige Bindung zu den Mitarbeiter:innen aufzubauen – sowohl zu Neuzugängen als auch zu langjährigen Arbeitnehmer:innen. 
  • Austritt: Nichtsdestotrotz kann es dazu kommen, dass Mitarbeiter:innen aus dem Unternehmen ausscheiden – in gewissem Umfang ist dies normal. An dieser Stelle ist es wichtig, in einem Exit-Interview die Gründe herauszufinden, um die Employee Experience hinsichtlich der Ausscheidungsgründe zu verbessern. Dieses Vorgehen bietet obendrein den Vorteil, dass das ehemalige Teammitglied sich weiterhin ernst genommen fühlt.

Empfohlene Schritte für die perfekte Employee Experience 

Um die Mitarbeiter Experience – und gleichzeitig die Unternehmenskultur – zu optimieren, können viele Wege beschritten werden. Damit Employee Experience Management gelingt, müssen sich Führungskräfte zunächst in die Lage der Mitarbeitenden versetzen, um deren Bedürfnisse in verschiedenen Situationen nachzuvollziehen. Mit den folgenden Tipps lässt sich eine Employee Experience gestalten, die die Zufriedenheit, Bindung und Motivation aller Mitarbeitenden verbessert:

  • Analyse der 5 Phasen: Indem die Abläufe in jeder Phase überprüft werden, lässt sich identifizieren, was fehlt oder suboptimal ist und demnach verbessert werden sollte.
  • Zielsetzung innerhalb der Phasen: Im Anschluss an die Analyse müssen Ziele gesteckt und entsprechende Maßnahmen geplant werden. Das erleichtert später die Einschätzung, ob sich die Employee Experience im Lauf der Zeit verbessert hat.
  • Zielgruppen definieren: Anhand von Demographie und Persönlichkeit sollte überlegt werden, welche Zielgruppen anzusprechen sind. Hierfür müssen deren Denkweisen, Gefühle sowie Bedürfnisse ermittelt und in eine Rangfolge hinsichtlich ihrer Relevanz gebracht werden.
  • Maßnahmenentwicklung: Sobald der aktuelle Stand, die Ziele und die Zielgruppe definiert sind, lassen sich notwendige Schritte zur Zielerreichung planen. Auch hier braucht es eine klare Rangfolge, wobei größere Baustellen zu priorisieren sind.
  • Implementierung: Anhand dieser Rangfolge beginnt man nun schrittweise damit, die geplanten Maßnahmen umzusetzen. Der ideale Startpunkt sind dabei Kernprozesse, die die Mitarbeiter:innen direkt betreffen.
  • Erfolgsevaluation: Sind die Maßnahmen umgesetzt, muss überprüft werden, wie wirksam die Maßnahmen waren. Nach etwa drei Monaten sollten sich Veränderungen zeigen.
  • Überarbeitung der Maßnahmen: Die wenigsten Maßnahmen sind auf Anhieb erfolgreich, geschweige denn perfekt. Strategien kontinuierlich anzupassen und zu optimieren ist daher essenziell, um die Employee Experience für Mitarbeiter:innen stetig zu verbessern.

Für die Analyse von Problemfeldern in der Employee Experience und die Evaluation der Maßnahmen ist es außerdem ratsam, regelmäßige online Mitarbeiterumfragen oder Feedbackgespräche durchzuführen. Diese ermöglichen das Einholen von wertvollen Meinungen und Einschätzungen, um Bereiche mit Verbesserungspotenzial zu identifizieren.

Vorteile einer gelungenen Employee Experience

Eine gut gestaltete Employee Experience führt zu zufriedenen Mitarbeitenden und der Chance, sich in der heutigen Arbeitswelt gegen Konkurrent:innen zu behaupten. Dabei hilft etwa die erhöhte Mitarbeiterbindung, da sich das Personal am Arbeitsplatz wohl fühlt und dementsprechend seltener den Arbeitsplatz wechselt. Bei der Arbeit sind die Mitarbeitenden zudem motivierter und zeigen höhere Produktivität. Und ob das Personal erhalten bleibt oder eines Tages aus dem Unternehmen ausscheidet – Mitarbeitende, die eine positive Employee Experience hatten, erzählen dies weiter und machen das Unternehmen auf diese Weise attraktiver für interessierte Talente.

Jede:r im Unternehmen profitiert von einer erfolgreichen Employee Experience, die Belegschaft genauso wie die Führungsebene. Um in der schnelllebigen Arbeitswelt von heute erfolgreich zu sein, sind motiviertes Personal, effiziente Prozesse und Attraktivität für talentierte Neuzugänge essenziell – und gelungenes Management der Employee Experience ist der schnellste Weg dorthin.

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